Leserbrief von Kantonsrat Karl Camenzind

In meiner Tätigkeit als Kantonsrat, aber auch als Bürger von Gersau und Vizepräsident der Ortspartei FDP, ist mir nicht nur der Kanton Schwyz, sondern auch mein Heimatbezirk Gersau sehr wichtig. Als freisinniger Gersauer haben die letzten Mitteilungen des Bezirksrates Gersau bei mir einige Fragenzeichen ausgelöst.

Unlängst war zu lesen, dass eine Aufstockung des Werkdienstes geplant und dafür an der Bezirksgemeinde im April ein Kredit beantragt wird. Als Begründung wird angeführt, dass die Grünpflege verstärkt werden soll, um die Sträucher und Bäume optimal zu bearbeiten. Nun frage ich mich; wurde bis jetzt diese Grün-, Sträucher- und Baumpflege nicht optimal erledigt? Meines Wissens führt diese Arbeiten unsere Gärtnerei im Zusammenspiel mit dem Werkdienst sehr fachkundig und mit grösster Sorgfalt aus. Warum also nimmt nun der Bezirk einem einheimischen Betrieb diesen wichtigen Auftrag weg, um ihn «selber» zu erledigen?
 
In die gleiche Kerbe geht die Mitteilung, dass der Bezirk längerfristig den Mittagstisch für die Schulkinder vollumfänglich in die Aula des Schulhauses verlegen will. Somit wird auch hier das Pflegeheim Rosenpark diesen Auftrag und somit eine gut funktionierende Aufgabe verlieren. Dafür will auch hier der Bezirk eine eigene Küchenbrigade aufbauen und finanzieren. Platzverhältnisse und die Nähe zur Schule werden als Beweggrund und Vorteile angeführt. Macht der Weg zum Mittagstisch vom Schulhaus zum Altersheim nicht auch Sinn. Gerade unsere Bergkinder lernen so ganz einfach das Dorf kennen. Aus eigener Erfahrung als «Bergler» möchte ich meinen damaligen Mittagstischweg vom Schulhaus zum Altweg im Ausserdorf nicht missen. Und nicht zu vergessen, der Kontakt zwischen diesen Generationen fördert das gegenseitige Verständnis und die persönlichen sozialen Kompetenzen unserer Kinder und Jugendlichen!
 
Aus liberaler Sicht stört mich die Tendenz, dass die Bezirksbehörde ihren «Apparat» ausbaut und so unserem lokalen Gewerbe Aufträge wegnimmt. Klar auf der Ausgabenseite in der Rechnung wird es wohl keinen grossen Unterschied machen, ob nun ein Gärtner oder Bezirksarbeiter die Bäume pflegt, ob nun der Koch vom Pflegeheim die Kinder bekocht oder eine Angestellte des Bezirkes. Aber gerade in der aktuellen Zeit der Pandemie, welche für unsere Gewerbetreibenden sehr schwierig ist, sollte gerade die öffentliche Hand ein verlässlicher und sicherer Auftragsgeber bleiben! Weiter vertrete ich die Ansicht, nur so viel Staat wie nötig. So sollte die Behörde für ihr Gewerbe einstehen und weiterhin wertschöpfende Arbeiten ausführen lassen und mit unseren Steuern bezahlen.

 
Karl Camenzind 
Kantonsrat und Vizepräsident 
FDP-Bürgerverein Gersau